Hello again!
Schon wieder eine Woche vorueber... die Zeit verfliegt echt schnell!
Andererseits kommts mir vor als waere ich schon ewig hier.
Ich gehe durch viele ups and downs zur Zeit. Ich habe doch immer wieder etwas
heimweh. Es ist halt doch alles so neu und fremd und natuerlich vermisse ich
auch meinen Schatz und meine Freunde sehr! Aber die Leute hier sind sehr nett
und helfen mir mich abzulenken. Ausserdem habe ich sehr viel zu tun und weiss
gar nicht wo ich anfangen soll. Die Aufgaben wachsen mir noch etwas ueber den
Kopf und ich muss da erst hinein wachsen. Ich habe aber gute Unterstuetzung
dabei. Es ist zum teil etwas frustrierend, man moechte gerne loslegen, hat aber
keine Ahnung wie, oder der Weg wird einem versperrt.
Mittlerweile war ich schon 2 mal im Camp. Es ist ganz anders, als wir es aus den
Medien kennen. Eigentlich ist es mehr ein grosses Dorf aus Lehmhaeusern, die
halt ziemlich eng aufeinander stehen. Die Leute wurden urspruenglich von der
Regierung dorthin gebracht, einerseits um sie zu schuetzen (das wurde
jedenfalls gesagt) andererseits damit das Militaer die Rebellen besser
verfolgen konnten. Mit anderen Worten, jeder, der nach der Sperrzeit draussen
rumlief, wurde abgeschossen... Die Leute konnten so aber ihre Felder nicht mehr
bestellend und sind mittlerweile voellig auf Hilfe von aussen angewiesen. Die
Regierung moechte jetzt, als Zeichen ,dass der Freiden vorangetrieben wird, die
Leute wieder zurueck schicken und kuerzt die Essensrationen, doch zu Hause ist
nichts mehr. Die Haueser wurden groesstenteils zerstoert unbd die Felder sind
leer.
Es gibt sher viele von diesen Camps hier in der Gegend. In "meinem" sind wohl so
20 000 Leute angesiedelt. Wir haben dort ein kleines healthcenter wo wir die
gaengigsten Krankheiten behandeln (Es wird einfach jeder mit Antibiotika und
Paracetamol abgeschossen denn wir koennen keine ausfuerlichen Test machen.
Manchmal gibts noch ein Malariamittel dazu. :-P). Die schwierigeren Faelle
ueberweisen wir ans Krankenhaus in die Stadt. Doch der Transport dahin ist
schwierig. Meistens muessen sie mit den oeffentlichen Bussen fahren (schoen
wenn einer Tuberculose hat!) der Hinweg wird von uns bezahlt, doch den Rueckweg
muessen sie selber uebernehmen. Das ist oft schwierig fuer sie.
Das healthcenter wurde gerade erst erweitert, es gibt jetzt auch ein
Frauencentrum, wohin sich Frauen mit "privaten" Problemen wie
Geschlechtskrankheiten oder Vergewaltigungen wenden koennen. Es wird noch nicht
so rege genutzt, wir muessen erst das Vertrauen der Bevoelkerung gewinnen. Wir
wollen auch ein Zimmer mit 4 Betten einrichten, wo wir dann stationaere
Patienten behandeln koennen. Dies alles Bedarf viel Arbeit und irgend ein
System (aber was fuer eins??)
Die lokalen Mitarbeiter zu fuehren ist auch nicht so einfach. Oft verschwinden
sie einfach ohne Vorwarnung und man muss wieder neue reckrutieren, oder sie
sind unzureichend ausgebildet (Schwesternhilfen entbinden hier Babys in der
Klinik!!!). Stehlen ist auch kein seltenes Problem und so muss man immer alles
ueberwachen, was sehr anstrengend ist.
Doch die Bevoelkerung dankt es einem sehr, sie freuen sich, wenn man sich unter
sie mischt oder einfach nur gruesst. Wenn wir zum Camp rausfahren, laufen in
jedem Dorf das wir durchqueren, die Kinder zusammen und winken, rufen
"Byeeeeee" und freuen sich tierisch wenn man zurueck winkt! Das gibt dann doch
wieder neue Motivation!
Wir betreuen hier aber auch noch andere Projekte, die ich erst noch kennen
lernen muss, da werde ich dann frueher oder spaeter auch noch meinen Fuss
reinhalten. Doch zuerst muss mein Hauptprojekt auf den Beinen stehen.
Das Essen ist eigentlich sehr gut hier, unsere Koechin ist genial! An den
Wochenenden holt man sich einfach an den Staenden etwas oder man geht an eine
Party, denn bei den vielen Hilfsorganisationen, die hier stationiert sind, gibt
es immer irgendwo eine Party! Doch das gute schweizer Brot zum beispiel vermisse
ich schon sehr!
Die Sprache, die hier vorallem gesprochen wird, ist Luo, sie ist mir relativ
fremd und es ist gar nicht so einfach, ein paar brocken zu lernen.
Die Situation hier ist weiterhin relativ ruhig, doch man ist sich nicht so
sicher, was passiert, wenn die Friedensverhandlungen, die im Momment
stattfinden versagen... Wir bekommen immer wieder security updates von allen
Seiten und hoeren durch unsere localen Mitarbeiter auch schon viel, bevor es
offiziell ist. Sind also meistens gut informiert.
Wenn wir unterwegs sind, stehen wir in regelmaessigen Abstaenden immer in
Funkkontakt mit der Zentrale. Ich musste also die "Funkersprache" lernen. Heute
haben wir unseren Evakuationsplan durchgesprochen, was einerseits gut zu wissen
ist anderer seits aber auch ein komisches Gefuehl hinterlaesst, wenn mann dann
so von zerstoeren der wichtigen Dokumente und Angriffen und so spricht. Naja,
es muss ja nicht soweit kommen und so Sachen bahnen sich ja meist langsam an.
Man kann hier jederzeit das Projekt verlassen, wenn man sich unwohl fuehlt, was
auch gut zu wissen ist.
Am Montag geht nun meine alte "Cheffin" und in 2 Wochen kommt dann die Neue. Mal
sehen, was das fuer Veraenderungen mit sich bringt!
So, jetzt gehts noch etwas shoppen.
Liebe Gruesse Anne